Alle hassen englische Lehnwörter. Wir nicht. Wir geben jedem neuen Wort, egal, woher es stammt, zunächst einmal die Gelegenheit, seinen kommunikativen Nutzen unter Beweis zu stellen und vertrauen darauf, dass die Sprachgemeinschaft überflüssige Wörter schnell wieder aussortiert.
Um den mehr oder weniger aufschlussreichen Wahlen zum Wort und/oder Unwort des Jahres, mit denen uns verschiedene Sprachgesellschaften und -vereine uns zum Jahreswechsel beglückt haben oder dies noch tun werden, eine weitere hinzuzufügen, möchten wir den Beitrag, den die englische Sprache zur Entwicklung des Deutschen macht, angemessen würdigen.
Wir bitten deshalb um Nominierungen für den „Anglizismus des Jahres 2010“.
Nominierte Wörter sollten (ganz oder in Teilen) aus dem Englischen stammen, sie sollten neu sein, d.h. im Jahr 2010 zum ersten Mal verwendet worden oder wenigstens zum ersten Mal in das Bewusstsein einer breiten Öffentlichkeit gelangt sein. Sie sollten eine interessante Lücke im deutschen Wortschatz füllen, entweder, indem sie eine vorhandene Wortbedeutung weiter ausdifferenzieren oder, indem sie ein Wort für etwas bereitstellen, was es vorher nicht gab oder was vorher nur mühsam umschrieben werden konnte.
Falls jemand Hilfe bei der Ideensuche braucht, empfehle ich die Seiten von zwei exzellenten Wörtersuchern: die Wortwarte, in der Lothar Lemnitzer fast täglich neue Wörter aus der Tagespresse veröffentlicht, und das Wortistik-Blog, in dem Detlef Guertler Wörter sammelt (und manchmal auch erfindet), „die uns noch fehlen“. Unter den dort gesammelten Neuwörtern finden sich natürlich viele rein deutsche Sprachschöpfungen, die die kreative Eigenenergie der deutschen Sprache bezeugen aber hier leider nicht nominiert werden dürfen, es finden sich aber natürlich auch englische Lehnwörter oder deutsch-englische Mischwörter.
Nominierungen können bis zum 7. Januar im Kommentarbereich dieses Beitrags im Sprachlog hinterlassen werden. Sie sollten Folgendes beinhalten:
- das nominierte Wort;
- eine authentische Quellenangabe (also ein tatsächliches Beispiel für die Verwendung des Wortes), möglichst mit URL;
- eine Begründung, warum das Wort „Anglizismus des Jahres“ werden sollte.
Damit alles mit rechten Dingen zugeht, wird das Siegerwort von einer fachkundigen Jury ausgewählt und Mitte Januar präsentiert. Jurymitglieder sind neben mir die Germanistinnen Kristin Kopf, Expertin für die historische Sprachwissenschaft des Deutschen und Autorin des immer lesenswerten Schplock, Juliana Goschler, Expertin für die deutsche Gegenwartssprache und Mitautorin des Konstruktionsgrammatik-Blogs und Michael Mann, Experte für deutsche Lexikografie und Autor des Lexikografieblogs, sowie Susanne Flach, Expertin für Varietäten und Geschichte des Englischen und Autorin des Blogs ‚di:kæf. Genauere Informationen über die Jury und die Wahlmodalitäten gibt es hier.