Schon das Jugendwort des Jahres war ja 2012 — wie auch im letzten Jahr — ein Anglizismus, aber die Wahl zum offiziellen Anglizismus des Jahres 2012 beginnt erst heute. Bereits zum dritten Mal können Sie gemeinsam mit einer fachkundigen Jury aus bloggenden Sprachwissenschaftler/innen dasjenige englische Lehnwort suchen, das die größte Bereicherung des deutschen Wortschatzes im Jahr 2012 darstellt.
Schon im ersten Jahr seines Bestehens erzeugte der Anglizismus des Jahres beträchtliche Aufmerksamkeit, sowohl national als auch international. Der Anglizismus des Jahres 2010, leaken, stellte nicht nur eine interessante und notwendige Erweiterung des deutschen Wortschatzes dar, er traf gleichzeitig den Nerv der Zeit, der, durch die Enthüllungsplattform Wikileaks geprägt, zusätzlich das Wort Whistleblower in die Top 3 katapultierte.
Mit dem Anglizismus des Jahres 2011 war der Wettbewerb dann endgültig etabliert — sicher auch, weil sowohl die Jury als auch die Teilnehmenden des Online-Votings eine fast nostradamische Voraussicht an den Tag legten, als sie übereinstimmend das anfänglich unter „ferner liefen“ vermutete Shitstorm auf den ersten Platz wählten.
Das Wort ist heute nicht nur in aller Munde, es ist einer der zentralen Begriffe, mit dem die Offline-Welt versucht, Online-Diskurse zu verstehen. Tatsächlich zeigt das Wort auf der Bedeutungsseite bereits gewisse Ermüdungserscheinungen: Schon ein oder zwei Beleidigungen auf Twitter oder Facebook reichen heute, damit die deutsche Presse flächendeckend von einem Shitstorm spricht. Seinen Siegeszug setzt das Wort aber trotzdem — oder gerade deshalb — unverdrossen fort: In der Schweiz wurde es gerade zum Wort des Jahres 2012 gekürt.
Besonders interessant aus sprachwissenschaftlicher Sicht ist, das keins der beiden bisherigen siegreichen Wörter direkt aus dem Bereich der neuen Medien oder neuer Technologien insgesamt stammt, sondern dass sich beide auf neue kulturelle Phänomene beziehen (die allerdings ohne die neuen Medien nicht denkbar wären). Damit reflektieren beide Wörter (wie auch viele der anderen vorderen Platzierungen) einen Wandel der öffentlichen Kultur.
Wir sind gespannt, ob das auch in diesem Jahr der Fall sein wird. Ab sofort, und noch bis zum 7. Januar 2013 können Sie auf unserer Nominierungsseite Vorschläge für den Anglizismus des Jahres 2012 einreichen. Dabei gilt: Das Wort muss ganz oder teilweise aus englischem Sprachmaterial bestehen und es muss sich im laufenden Jahr erstmals in einen allgemeineren Sprachgebrauch ausgeweitet haben. Wenn Sie sich unsicher sind, ob ihre Wortkandidaten diese Bedingung erfüllen — nominieren Sie sie einfach erst einmal, denn wie in den letzten Jahren wird die Jury die Vorschläge auf Herz und Nieren prüfen und die aussichtsreichen Wörter in ihren Blogs diskutieren!