Archiv für den Autor: Juryvorsitz

Anglizismus des Jahres 2011: Shitstorm

Die Entscheidung ist gefallen: Der Anglizismus des Jahres 2011 ist Shitstorm, als Bezeichnung für eine unvorhergesehene, anhaltende, über soziale Netzwerke und Blogs transportierte Welle der Entrüstung über das Verhalten öffentlicher Personen oder Institutionen, die sich schnell verselbstständigt und vom sachlichen Kern entfernt und häufig auch in die traditionellen Medien hinüber schwappt.

Auf den zweiten Platz setzte die Jury das Wort Stresstest, das im Dezember schon zum „Wort des Jahres“ gewählt wurde und auf den dritten Platz das Verb circeln („jemanden im sozialen Netzwerk Google+ zu einer Kontaktliste hinzufügen“).

In der parallel durchgeführten Publikumsabstimmung setzte sich ebenfalls das Wort Shitstorm durch, dicht gefolgt von Occupy und Cloud.

Alle Hintergründe finden Sie hier.

Publikumsabstimmung zum Anglizismus 2011

Zwei Monate lang haben wir Ihre Nominierungen gesammelt,  vier Wochen lang haben wir sortiert und analysiert, und heute ist es so weit: Die Kandidaten für die Endrunde stehen. Die Jury macht sich jetzt an die schwierige Aufgabe, aus diesen Kandidaten die Shortlist und natürlich den Sieger des diesjährigen Wettbewerbs auszuwählen. Und auch Sie dürfen natürlich, wie im letzten Jahr, Ihren Favoriten wählen. Wenn Sie noch nicht sicher sind, lesen Sie sich in aller Ruhe noch einmal die Analysen der Jury durch, die Sie hier im Blog finden. Die Abstimmung endet am 11. Februar 2012 um Mitternacht!

Scripted Reality

Auch eine Wörterwahl ist Scripted Reality, aber kann Scripted Reality die Wörterwahl gewinnen? Heute im Sprachlog:

Scripted Reality ist schon zum zweiten Mal für den Anglizismus des Jahres nominiert, und — jetzt kann ich es ja verraten — eine Art Favorit der Herzen für mich. Dass es damals nicht auf der Shortlist gelandet ist, lag daran, dass es, wie auch ich mir eingestehen musste, nicht ausreichend weit in den Sprachgebrauch vorgedrungen war. Nur sechs Treffer lieferte das Deutsche Referenzkorpus seinerzeit, von denen zu allem Überfluss 4 von 2009. Auch das Google-News-Archiv lieferte nach meiner Erinnerung weniger als 50 Treffer. Ob das in diesem Jahr anders ist, darauf komme ich gleich zurück. Zunächst ein paar Anmerkungen zur Bedeutung und Geschichte. […]

[Den ganzen Beitrag im SPRACHLOG lesen]

Screenshotten

Nicht gescreenshottet sondern selbst verfasst — die heutige Wörterdiskussion im lexikographieblog:

Einen Screenshot machen, ja, das kenne ich. Der Screenshot wäre sicherlich als Kandidat längst durchgefallen, da der Ausdruck schon lange auch im Deutschen verwendet wird. Im Fremdwörterduden steht das Wort spätestens seit 2001 (7. Aufl.), im Rechtschreibduden spätestens seit 2004 (23. Aufl.), und auch der bekannte Verein mit der Anglizismenphobie hat sich seiner bereits angenommen und beschlossen, dass „Bildschirmkopie“ die Verdeutschung der Wahl sein solle. Aber ich habe mich tatsächlich noch nie intensiv damit beschäftigt, wie die Handlung, deren Ergebnis ein Screenshot ist, mit einem Verb auszudrücken ist. „Den Bildschirm kopieren“, „bildschirmkopieren“? „Den Bildschirm schnappschießen?“ — Bildschirmschnappschuss, auch eine Verdeutschung von Screenshot, aber für die Bildung eines Verbs wohl weniger geeignet […]

[Den ganzen Beitrag im LEXIKOGRAPHIEBLOG lesen]

Circeln

Auf */ˈdɪːkæf/ geht’s heute rund — circeln/circlen ist angesagt:

Für diesen Kandidaten eigne ich mich vielleicht ganz gut: Ich habe zwar ein Konto bei Google+, weil ich nach ausbleibenden Einladungen ganz stolz war, dass ich mich selbst anmelden konnte. Ich bin aber in keinem seine oder ihre Kreise, habe noch niemanden eingekreist (haka!) und nutze Google+ nur dann zur kurzfristigen Egopflege, wenn ein Link auf meine Seite geht. Ich bin also irgendwie unvoreingenommen, was circlenangeht – in die eine, wie in die andere Richtung. Dafür müssen Sie mir im Umkehrschluss die eine oder andere Ungenauigkeit zu technischen Funktionen bei Google+ nachsehen, ja?

[Den ganzen Beitrag auf DECAF lesen]

Contentfarm

Auf */ˈdɪːkæf/ heute die Contentfarm:

Inhaltsbauernhof würde irgendwie reichlich daneben liegen – weil Content im deutschen Web-Jargon längst angekommen ist (steht ja schon im Duden). Als Contentfarm werden besonders die Angebote bezeichnet, die zur Generierung von Seitenaufrufen relativ gehaltlose Texte produzieren, die besonders viele Schlagwörter zu einem Thema enthalten. Das ist grundsätzlich ein gängiges Vorgehen, um die eigenen kommerziellen Webangebote in Suchmaschinen besser zu platzieren. Es soll Nutzer/-innen schneller zur gewünschen Information führen. Das nennt sich SEO (Search Engine Optimization). Contentfarmen gehen aber einen Schritt weiter und produzieren in schnellster Abfolge und ohne wirklichen Gehalt billige Texte, um Klicks zu generieren, die wiederum auf passend eingefügte Werbung führen soll. Alternativ gibt es auch den Ausdruck Contentmill (Contentmühle), der die Metapher mit der schnellen Produktion noch verstärkt.

[Den ganzen Beitrag bei DECAF lesen]

Tablet

Im Schplock wird heute ein Wiedergänger aus dem letzten Jahr diskutiert, der im aktuellen Wettbewerb aber durchaus Chancen hat:

Heute also das TabletEin flacher, tastaturloser Computer von umstrittenem Nutzen und auf jeden Fall ein Wort, das mir für eine Analyse auf den ersten Blick ähnlich unattraktiv erschien wie die letztjährige App: Vor meinem inneren Auge türmten sich Berge von trockener Technikberichterstattung und Werbegefasel, ganz vorne mit dabei die Firma Apple. Aber, coole Sache: So schlimm war’s gar nicht bzw. man konnte sehr schnell drüberscannen. Und meine Recherche liefert sogar richtig schöne Ergebnisse, schaut mal: …

[Den ganzen Beitrag im SCHPLOCK lesen]

Mem(e)

Einen hochkontroversen Wortkandidaten diskutiert heute */ˈdɪːkæf/: Das englische meme wurde gleich zweimal entlehnt. Aber ist es nicht viel zu alt?

Als die Nominierung Meme von Karoline abgegeben wurde, war ich überrascht: Denn eigentlich hielt ich es für die Pluralform von Mem, einem längst integrierten Fachterminus, dementsprechend mit deutscher Aussprache [me:mə], mir war nicht klar, dass es eigentlich und vermutlich einen, äh, phonologischen Anglizismus [mi:m] gibt. Ich krieche zu Kreuze! Ich lese wenn überhaupt nur von Meme, höre es seltenst, ja? (Die Pluralform von Mem könnte auch die folgenden Versuche zur Häufigkeitssuche beeinflusst und erschwert haben.) Beide Wörter bezeichnen im Englischen und Deutschen jeweils die gleichen Ideen und sind natürlich konzeptionell miteinander verwandt.

Wir haben hier – vorweggenommen – zwei Stadien zu betrachten: Die Übernahme von Mem vor 30 Jahren (mit morphologischer und phonologischer Integration) und der zweite Import mit anderer Bedeutung (offenbar) noch ohne die vollständige Integration eben erst jetzt. Ich halte die Nominierung deshalb auf der Basis des zweiten Imports für zulässig.

[Den ganzen Beitrag auf DECAF lesen]

Hacktivism

Im Sprachlog wird heute ein weiterer Kandidat aussortiert: Hacktivism – das Wort – ist leider nicht genügend weit verbreitet:

Mit den Nominierungen für den Anglizismus des Jahres haben wir es diesmal nicht ganz leicht: Viele Vorschläge sind zwar sowohl sprachlich interessant als auch gesellschaftlich höchst relevant, ohne dass die Sprachgemeinschaft das aber bisher auf breiter Ebene wahrnimmt. Liquid Democracy und Post-Privacy fallen in diese Kategorie, und Hacktivism leider auch.

Hacktivism ist eine Verschmelzung der Wörter hack und activism und bezeichnet im Englischen den politisch motivierten und nicht autorisierten Zugriff auf informationstechnische Systeme, z.B. Computernetzwerke. Der Eintrag zu Hacktivism in der (englischen) Wikipedia schreibt die Wortschöpfung einem Mitglied der Hackergruppe Cult of the Dead Cow zu und stützt sich dabei auf einen Artikel im Magazin Wired, in dem es heißt…

[Den ganzen Beitrag im SPRACHLOG lesen]