Archiv für den Autor: Juryvorsitz

Post-Privacy

Im Lexikographieblog geht es heute um den Wortkandidaten Post-Privacy:

Der heutige Kandidat ist Post-Privacy, also die offensichtlich englische Bezeichnung des Konzepts einer Zeit und Gesellschaft „nach“ der Privat- oder Intimsphäre, oder, mit anderen Worten: ohne Privat- oder Intimsphäre.

Werfen wir zunächst einen Blick ins Englische. Dort ist der Ausdruck nicht ganz neu, umso erstaunlicher ist es auf den ersten Blick, dass es gar keinen entsprechenden Wikipedia-Eintrag dafür gibt…

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Liquid Democracy

Im Sprachlog wird heute der nächste Kandidat im Rennen um den Anglizismus des Jahres durchleuchtet:

Um es gleich vorweg zu nehmen: Für den Anglizismus des Jahres wird sich Liquid Democracy diesmal wahrscheinlich noch nicht qualifizieren können. Es ist einfach zu selten. Im Deutschen Referenzkorpus des Instituts für Deutsche Sprache (DeReKo) finden sich ganze drei Treffer. Die sind zwar immerhin (scheinbar) aus dem Jahr 2011, aber zwei davon (aus den „VDI-Nachrichten“) beziehen sich auf einen Verein dieses Namens, zählen also nicht.

Der dritte Treffer stammt aus dem Wikipedia-Artikel zum Verfahren des „Delegated Voting“ (allerdings aus einer Version vom 18. Februr 2007): …

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-gate

In diesem Jahr ist neben vielen Wörtern mit –gate auch ein Suffix (eine „Nachsilbe“) nominiert, das sich die Blogs [ʃplɔk] und */ˈdɪːkæf/ heute genauer ansehen. Sie diskutieren dabei die Geschichte, Ausbreitung und aktuelle Häufigkeit, und kommen zu leicht unterschiedlichen Einschätzungen bezüglich der Tauglichkeit des Affixes für den Anglizismus 2011. Im [ʃplɔk] plädiert Kristin für eine Disqualifikation wegen eines mangelnden Produktivitätsanstiegs im letzten Jahr, während Susanne von  */ˈdɪːkæf/ das Suffix klar im Kommen sieht (nicht zuletzt wegen der vielen „-gates“ der Berliner Piraten) und vor allem den Bedeutungswandel vom ernsthaften Skandalsuffix zum Kantinenwitz hervorhebt.

Welches -gate nimmst du?

Heute bloggen Kristin und ich zeitgleich zum Kandidaten –gate. So ein Parallelpost haben wir uns schon im letzten Jahr gegönnt: wir wissen also bis 22 Uhr nicht, welche Überlegungen die andere angestellt hat, wo sie gesucht hat und zu welchem Ergebnis sie kommt. Reizvoll.

Nun denn: Zum ersten Mal in der traditionsreichen Geschichte der Wahl zum Anglizismus des Jahres ist ein Affix nominiert bzw. hat die erste Runde überstanden: –gate. Die Nominierung, genauer gesagt eigentlich die Entlehnung eines gebundenen Derivationsmorphems an sich, ist deshalb ein bisschen erstaunlich, weil in den allermeisten Fällen ungebundene, also freie lexikalische Einheiten entlehnt werden. Es sind also besoders Nomen und Verben, die Sprachen mit Vorliebe aufnehmen; mit ein klein bisschen Abstand folgen Adjektive – und ganz selten in der Entlehnungshierarchie stehen Einheiten, die sich eher am grammatischen Ende unseres Wortschatzes befinden. Weiterlesen

Cloud

Das Lexikographieblog befasst sich — wie schon im letzten Jahr — mit dem Kandidatenwort Cloud. Kann es im zweiten Anlauf gewinnen?

Als die Cloud wird, wie schon im vergangenen Jahr, ein großflächiges Computernetzwerk verstanden (manche sagen auch einfach: das Internet), in dem Dienste „erledigt“ werden, für die früher der eigene, lokale Rechner herhalten musste. Zu diesen Diensten gehören etwa die „reine“ Datenspeicherung (etwa Online-Backups) und die Datenverwaltung, webbasierte E-Mail-Angebote (wie web.de, Hotmail oder Google-Mail) und andere webbasierte Dienste wie Datenbanken, Blogsysteme, Text- und Bildbearbeitung u.v.a.m., bei denen Software und Prozessorleistung nicht vom eigenen Computer, sondern von im Netzwerk, der Cloud, eingebundenen Servern zur Verfügung gestellt werden.

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Cyberkrieg/Cyberwar

Im Sprachlog geht es heute um zwei scheinbar schon zu alte Wortkandidaten:

Cyberkrieg/Cyberwar ist eine sinnvolle Ergänzung der deutschen Sprache – Cyber ist überhaupt ganz allgemein ein schönes Präfix, das an vielen Stellen nützlich sein kann. Seine Entstehungsgeschichte zeigt übrigens, dass Einzelpersonen — wie hier William Gibson — tatsächlich einen Einfluss auf die Entwicklung von Sprache nehmen können.

Tatsächlich finden sich sowohl Cyberwar als auch Cyberkrieg schon seit Mitte der 1990er Jahre in deutschsprachigen Büchern und Zeitungen. Allerdings führen die Wörter danach viele Jahre ein Nischendasein und haben erst in den letzten Jahren einen deutlichen Häufigkeitsanstieg erfahren.

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adden

Im [ʃplɔk] wird heute das erste Verb des diesjährigen Wettbewerbs diskutiert:

adden ist eine Großtante von frienden, auch hier geht es darum, jemanden im Internet zu einer Kontaktliste hinzuzufügen, sodass man mit dieser Person kommunizieren kann. Basis ist das englische to add‘hinzufügen’, vom lateinischen addere. (Auf letzteres geht natürlich auch das deutsche addieren zurück, das aber in seiner Bedeutung auf die Mathematik begrenzt ist.)

Der Nominator nennt als prototypische Verwendungskontexte Skype, ICQ und Steam (ja, kannte ich auch nicht). Hinzu kommt die eng verwandte Nutzung für das Hinzufügen von Computerspielcharakteren, wie es z.B. in einem Kommentar im Szenesprachwiki und im Eintrag Computerspieler-Jargon bei Wikipedia erklärt wird.

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Masterand

Nominiert wurde Masterand von Leser/in kww:

Ich möchte das Wort “Masterand” vorschlagen. Es ist natürlich eine Analogiebildung zu Diplomand, d.h. es bezeichnet jemanden, der an seiner Masterarbeit arbeitet.

Mir ist dieses Wort in diesem Jahr zum ersten Mal und bisher nur in mündlicher Form untergekommen. Nach der Umstellung von den Diplomstudiengängen zu Bachelor/Master-Studiengängen taucht diese Sorte Menschen jetzt zum ersten Mal auf (zumindest in meiner Umgebung). Google zeigt, dass es auch schriftlich vorkommt, vor allem in Stellenanzeigen und da meistens in der Kombination “Diplomand/Masterand”.

Begeben wir uns auf Exkursion und beginnen ein wenig früher. Weiterlesen

Shitstorm

Die Kandidaten für die Wahl zum Anglizismus des Jahres stehen fest – und werden von den Jurymitgliedern in den nächsten Wochen in Blogs und Foren diskutiert werden. Ich mache bei mir den kurzen Auftakt mit Shitstorm. Dieser Kandidat ist bereits zum zweiten Mal nach 2010 nominiert, wo er es in die Endrunde schaffte (war wenig aussichtsreich). Ich diskutierte Shitstorm bereits letztes Jahr in diesem Beitrag.

In die engere Auswahl schaffte es der Begriff also auch 2011. Shitstorm ist in einer schnellen Googlesuche 2011 etwa doppelt so häufig wie 2010. Grund genug, mal zurück und voraus zu blicken. Außerdem wenden wir uns der Frage zu, ob Shitstorm ein sogenannter Scheinanglizismus ist – das gehört auf den ersten Blick nicht hierher, aber irgendwie halt doch. Weiterlesen

Occupy

Im Sprachlog wird heute der nächste Kandidat für den Anglizismus des Jahres 2011 diskutiert:

Die American Dialect Society hat vor ein paar Tagen das amerikanische „Word of the Year“ bekannt gegeben: occupy (als Verb und als Substantiv). Damit hat nach dem deutschen Wort des Jahres Stresstest schon das zweite der für den Anglizismus des Jahres nominierte Wort diese Auszeichnung erhalten — ein Zeichen dafür, dass unsere Kandidatenliste so schlecht nicht sein kann.

[…]

In Bezug auf Occupy lässt sich zunächst feststellen, dass das Wort nur mit seiner neuen Bedeutung „Protest bzw. Wiedererlangen von Kontrolle durch massenhafte und andauernde Anwesenheit“ ins Deutsche entlehnt worden ist. Das liegt natürlich daran, dass das Wort eben im Kontext der Occupy-Bewegung entlehnt wurde.

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