Mem(e)

Einen hochkontroversen Wortkandidaten diskutiert heute */ˈdɪːkæf/: Das englische meme wurde gleich zweimal entlehnt. Aber ist es nicht viel zu alt?

Als die Nominierung Meme von Karoline abgegeben wurde, war ich überrascht: Denn eigentlich hielt ich es für die Pluralform von Mem, einem längst integrierten Fachterminus, dementsprechend mit deutscher Aussprache [me:mə], mir war nicht klar, dass es eigentlich und vermutlich einen, äh, phonologischen Anglizismus [mi:m] gibt. Ich krieche zu Kreuze! Ich lese wenn überhaupt nur von Meme, höre es seltenst, ja? (Die Pluralform von Mem könnte auch die folgenden Versuche zur Häufigkeitssuche beeinflusst und erschwert haben.) Beide Wörter bezeichnen im Englischen und Deutschen jeweils die gleichen Ideen und sind natürlich konzeptionell miteinander verwandt.

Wir haben hier – vorweggenommen – zwei Stadien zu betrachten: Die Übernahme von Mem vor 30 Jahren (mit morphologischer und phonologischer Integration) und der zweite Import mit anderer Bedeutung (offenbar) noch ohne die vollständige Integration eben erst jetzt. Ich halte die Nominierung deshalb auf der Basis des zweiten Imports für zulässig.

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Hacktivism

Im Sprachlog wird heute ein weiterer Kandidat aussortiert: Hacktivism – das Wort – ist leider nicht genügend weit verbreitet:

Mit den Nominierungen für den Anglizismus des Jahres haben wir es diesmal nicht ganz leicht: Viele Vorschläge sind zwar sowohl sprachlich interessant als auch gesellschaftlich höchst relevant, ohne dass die Sprachgemeinschaft das aber bisher auf breiter Ebene wahrnimmt. Liquid Democracy und Post-Privacy fallen in diese Kategorie, und Hacktivism leider auch.

Hacktivism ist eine Verschmelzung der Wörter hack und activism und bezeichnet im Englischen den politisch motivierten und nicht autorisierten Zugriff auf informationstechnische Systeme, z.B. Computernetzwerke. Der Eintrag zu Hacktivism in der (englischen) Wikipedia schreibt die Wortschöpfung einem Mitglied der Hackergruppe Cult of the Dead Cow zu und stützt sich dabei auf einen Artikel im Magazin Wired, in dem es heißt…

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Post-Privacy

Im Lexikographieblog geht es heute um den Wortkandidaten Post-Privacy:

Der heutige Kandidat ist Post-Privacy, also die offensichtlich englische Bezeichnung des Konzepts einer Zeit und Gesellschaft „nach“ der Privat- oder Intimsphäre, oder, mit anderen Worten: ohne Privat- oder Intimsphäre.

Werfen wir zunächst einen Blick ins Englische. Dort ist der Ausdruck nicht ganz neu, umso erstaunlicher ist es auf den ersten Blick, dass es gar keinen entsprechenden Wikipedia-Eintrag dafür gibt…

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Liquid Democracy

Im Sprachlog wird heute der nächste Kandidat im Rennen um den Anglizismus des Jahres durchleuchtet:

Um es gleich vorweg zu nehmen: Für den Anglizismus des Jahres wird sich Liquid Democracy diesmal wahrscheinlich noch nicht qualifizieren können. Es ist einfach zu selten. Im Deutschen Referenzkorpus des Instituts für Deutsche Sprache (DeReKo) finden sich ganze drei Treffer. Die sind zwar immerhin (scheinbar) aus dem Jahr 2011, aber zwei davon (aus den „VDI-Nachrichten“) beziehen sich auf einen Verein dieses Namens, zählen also nicht.

Der dritte Treffer stammt aus dem Wikipedia-Artikel zum Verfahren des „Delegated Voting“ (allerdings aus einer Version vom 18. Februr 2007): …

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-gate

In diesem Jahr ist neben vielen Wörtern mit –gate auch ein Suffix (eine „Nachsilbe“) nominiert, das sich die Blogs [ʃplɔk] und */ˈdɪːkæf/ heute genauer ansehen. Sie diskutieren dabei die Geschichte, Ausbreitung und aktuelle Häufigkeit, und kommen zu leicht unterschiedlichen Einschätzungen bezüglich der Tauglichkeit des Affixes für den Anglizismus 2011. Im [ʃplɔk] plädiert Kristin für eine Disqualifikation wegen eines mangelnden Produktivitätsanstiegs im letzten Jahr, während Susanne von  */ˈdɪːkæf/ das Suffix klar im Kommen sieht (nicht zuletzt wegen der vielen „-gates“ der Berliner Piraten) und vor allem den Bedeutungswandel vom ernsthaften Skandalsuffix zum Kantinenwitz hervorhebt.

Welches -gate nimmst du?

Heute bloggen Kristin und ich zeitgleich zum Kandidaten –gate. So ein Parallelpost haben wir uns schon im letzten Jahr gegönnt: wir wissen also bis 22 Uhr nicht, welche Überlegungen die andere angestellt hat, wo sie gesucht hat und zu welchem Ergebnis sie kommt. Reizvoll.

Nun denn: Zum ersten Mal in der traditionsreichen Geschichte der Wahl zum Anglizismus des Jahres ist ein Affix nominiert bzw. hat die erste Runde überstanden: –gate. Die Nominierung, genauer gesagt eigentlich die Entlehnung eines gebundenen Derivationsmorphems an sich, ist deshalb ein bisschen erstaunlich, weil in den allermeisten Fällen ungebundene, also freie lexikalische Einheiten entlehnt werden. Es sind also besoders Nomen und Verben, die Sprachen mit Vorliebe aufnehmen; mit ein klein bisschen Abstand folgen Adjektive – und ganz selten in der Entlehnungshierarchie stehen Einheiten, die sich eher am grammatischen Ende unseres Wortschatzes befinden. Weiterlesen

Cloud

Das Lexikographieblog befasst sich — wie schon im letzten Jahr — mit dem Kandidatenwort Cloud. Kann es im zweiten Anlauf gewinnen?

Als die Cloud wird, wie schon im vergangenen Jahr, ein großflächiges Computernetzwerk verstanden (manche sagen auch einfach: das Internet), in dem Dienste „erledigt“ werden, für die früher der eigene, lokale Rechner herhalten musste. Zu diesen Diensten gehören etwa die „reine“ Datenspeicherung (etwa Online-Backups) und die Datenverwaltung, webbasierte E-Mail-Angebote (wie web.de, Hotmail oder Google-Mail) und andere webbasierte Dienste wie Datenbanken, Blogsysteme, Text- und Bildbearbeitung u.v.a.m., bei denen Software und Prozessorleistung nicht vom eigenen Computer, sondern von im Netzwerk, der Cloud, eingebundenen Servern zur Verfügung gestellt werden.

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Cyberkrieg/Cyberwar

Im Sprachlog geht es heute um zwei scheinbar schon zu alte Wortkandidaten:

Cyberkrieg/Cyberwar ist eine sinnvolle Ergänzung der deutschen Sprache – Cyber ist überhaupt ganz allgemein ein schönes Präfix, das an vielen Stellen nützlich sein kann. Seine Entstehungsgeschichte zeigt übrigens, dass Einzelpersonen — wie hier William Gibson — tatsächlich einen Einfluss auf die Entwicklung von Sprache nehmen können.

Tatsächlich finden sich sowohl Cyberwar als auch Cyberkrieg schon seit Mitte der 1990er Jahre in deutschsprachigen Büchern und Zeitungen. Allerdings führen die Wörter danach viele Jahre ein Nischendasein und haben erst in den letzten Jahren einen deutlichen Häufigkeitsanstieg erfahren.

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adden

Im [ʃplɔk] wird heute das erste Verb des diesjährigen Wettbewerbs diskutiert:

adden ist eine Großtante von frienden, auch hier geht es darum, jemanden im Internet zu einer Kontaktliste hinzuzufügen, sodass man mit dieser Person kommunizieren kann. Basis ist das englische to add‘hinzufügen’, vom lateinischen addere. (Auf letzteres geht natürlich auch das deutsche addieren zurück, das aber in seiner Bedeutung auf die Mathematik begrenzt ist.)

Der Nominator nennt als prototypische Verwendungskontexte Skype, ICQ und Steam (ja, kannte ich auch nicht). Hinzu kommt die eng verwandte Nutzung für das Hinzufügen von Computerspielcharakteren, wie es z.B. in einem Kommentar im Szenesprachwiki und im Eintrag Computerspieler-Jargon bei Wikipedia erklärt wird.

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