Im Internet geht ja eigentlich nicht viel verloren, aber dass der Anglizismus des Jahres einen kurzzeitigen Vorläufer hatte, habe ich nur durch Zufall herausgefunden.
Drei Jahre lang, von 1999 bis 2001, veranstaltete der Wörterbuchverlag PONS seine eigenen Wörterwahlen. Neben den „offiziellen“ Wahlen zum Wort des Jahres (durchgeführt von der Gesellschaft für Deutsche Sprache) und zum Unwort des Jahres (durchgeführt von einer unabhängigen Jury um den Frankfurter Germanisten Horst Schlosser) kürte auch PONS ein Wort, ein Unwort und ein Neuwort des Jahres – und in den ersten beiden Jahren außerdem einen Anglizismus des Jahres.
Viel ist von der Aktion nicht zurückgeblieben. Auf den Webseiten des Verlags finden sich keine Hinweise mehr auf diese Wörterwahlen – selbst, als das „Deutschblog“ des PONS-Verlags über unseren Anglizismus des Jahres 2011 berichtete, fehlte jeder Hinweis auf den hauseigenen Versuch, schon zehn Jahre zuvor eine Anglizismenwahl zu etablieren. Mit viel Geduld konnte ich aber in der Wayback Machine des Internet Archive eine alte Meldung des Verlags ausfindig machen, und mit den dort gefundenen Informationen dann auch die alten Pressemeldungen bei APA OTS. So können wir die Urahnen unserer Anglizismen des Jahres hier für die Nachwelt festhalten.
1999: Y2K
2000: 1. Green Card; 2. New Economy; 3. Analyst.
Im Jahr 2001 war kein Anglizismus des Jahres mehr dabei, aber auf Platz 3 der Neuwörter befand sich immerhin das Lehnwort Sexing. Danach verschwanden die PONS-Wörterwahlen wieder – warum, lässt sich nicht nachvollziehen.
Schade ist es allemal, weil laut Pressemitteilung die PONS-Wörterwahlen auf „Frequenzanalysen und Wortbeobachtungen“, also auf nach sprachwissenschaftlichen Kriterien ausgewerteten Daten, beruhten – etwas, das unter den heutigen Wörterwahlen nur der Anglizismus des Jahres von sich sagen kann.
Schade auch, weil die Wörter Y2K und Green Card einen schönen Einblick in die damalige Zeit festhalten – so wie es auch die von uns gewählten Wörter leaken (2010), Shitstorm (2011) und Crowdfunding (2012) tun. Und hoffentlich auch der Anglizismus des Jahres 2013, für den Sie noch bis zum 24. Oktober Ihre Nominierungen abgeben können.